in memoria 1968-2018

Ansprache zu Weihnachten 2013 und zum Jahreswechsel

Liebe Freunde und Förderer der AKT, liebe Tierschutz- und Tierrechtskollegen,

wie in jedem Jahr gibt es auch von uns eine „Ansprache“ zu Weihnachten und zum Jahreswechsel.

Wir möchten alle Empfänger dieser Email bitten, diesen Brief GANZ zu lesen und ihn nach Möglichkeit weiterzuleiten, zu posten, oder anderweitig zu verbreiten. Vorab hierfür ein Dankeschön, das von Herzen kommt!

Die AKT ist im nächsten Jahr 20 Jahre lang eine gemeinnützige GmbH – sie war die erste Tierschutzorganisation in Deutschland, die diese Form der Gemeinnützigkeit wählte. Als meine Privatinitiative war sie zuvor schon fünf Jahre lang aktiv für Tierschutz, Tierrechte und Mitweltethik. Seit meinem 10. Lebensjahr betreibe ich im Rahmen meiner altersbedingten und finanziellen Möglichkeiten maximalen Tierschutz auf karitativen, politischen und intellektuell-geistigen Gebiet. Dies stets mit der Absicht, weiterführende Gedanken zu denken und begründete Forderungen an die Kollegen, die Gesellschaft und die Politik zu stellen. Die AKT hat hierdurch auf verschiedensten Gebieten und zu diversen Problemen Pionierarbeit geleistet.

 

Ich beobachte die Entwicklungen unserer Gesellschaft und der Tierschutz- und Tierrechtsbewegung sehr aufmerksam und analytisch, hierzu im Nachgang einige Bemerkungen. 

Vorab muss ich leider mitteilen, dass die AKT im Jahre 2012 einen finanziellen Verlust von Euro 9.000,– verzeichnet (Betrag gerundet), was Euro 7.000,–  verminderten Spendeneinnahmen geschuldet ist. Euro 2.000,– hatten wir mehr Geld ausgeben (vor allem für Energie) müssen, als im Vorjahr. So einen großen Fehlbetrag hat es in der Geschichte der AKT nie zuvor gegeben, was mich persönlich bestürzte und nachdenklich gemacht hat.

Der Spendenmarkt ist im Tierschutz, wie überall, hart umkämpft. Mit allen Tricks und subtilen Methoden – teilweise niedrigsten Niveaus – versuchen die Mitbewerber, die Leute dazu zu bringen, Mitglied zu werden oder zu spenden.
Da werden erbarmungslos Tiere, die die Allgemeinheit als putzig erachtet, vermenschlicht, Weihnachtsgeschenke werden Patentieren und sogar Tieren in der Massentierhaltung überbracht (zynischer geht es wohl kaum noch), bunte Newsletter werden verschickt, Spielchen veranstaltet, Spenden für ein nagelneues „Tierrettungseinsatzauto“ gesammelt, „Gagag- oder Muh-Mobile“ – natürlich neuwertig und spezialangefertigt, ausgestattet mit neuester Multimediatechnik, aus Spenden finanziert -, losgeschickt, um in „veganer Mission“ durch die Lande zu tingeln, Tierrettungen werden zu wahren „Ereignissen an Heldentum und Aufopferung“ hochstilisiert und dabei ist alles sehr bunt, fluffig und vor allem wird suggeriert, dass Tierschutz Spaß mache, was natürlich zu der heutigen „Spaßgesellschaft“ gehören muss. Ich könnte fast endlos fortfahren mit Beispielen, die belegen, wie subtil, oberflächlich und plump niedrigste Gefühle und Launen des profanen Publikums bedient werden, um ihnen Spendengelder abzutrotzen.

Die AKT macht bei dieser Form von „Prostitution um Spendengelder und Fördereinnahmen“ nicht mit, weil wir nicht vor haben, die Intelligenz unserer Mitmenschen zu beleidigen! Ich bin ein ganz schlechter Bettler und Schmierenkomödiant und Tierschutz mache ich nicht, weil es mir Spaß macht, sondern aus bedauerlicher NOTWENDIGKEIT. Tierschutz ist, wenn er ernst genommen wird und wenn dabei realisiert wird, was Nichtmenschen auf dieser Welt durch Menschen angetan wird, eine Bürde und kann schon deshalb nicht Spaß machen. Es gibt dabei auch keinerlei Grund zum Grinsen, zum Lächeln oder gar zum Lachen, es sei denn, dass man es nicht ernst meint und es eher um Cash und Karriere dabei geht.

Die AKT kämpft an einer Doppelfront: Zum einen kämpfen wir gegen das lebensverachtende System als solchem, das auf Tierleichen errichtet ist und unsere planetarische Biosphäre an den Rand ihrer Existenz bringt. Zum anderen aber kämpfen wir zusätzlich gegen die Ignoranz und Engstirnigkeit in den vermeintlich „eigenen Reihen“ indem wir z. B. mit Nachdruck darauf hinweisen, dass nach wie vor wechselwarmen und wirbellosen Tieren sowie zahllosen Wildtieren nicht ansatzweise jene Beachtung und jener Schutz zuteil wird, die sie in Anbetracht ihrer Ausbeutung, massenhaften Vernichtung und ihres qualitativen und quantitativen Leides und Elendes verdienen MÜSSTEN. Der Grund ist fast immer derselbe: Sie sind nicht putzig und eignen sich nicht dazu, vermenschlicht zu werden.

Tierrettungen „veranstalten wir auch“, ununterbrochen sogar. Ich selbst klettere mit meinen inzwischen 47 Jahren in eine 10 Meter hohe Fichte, um ein Falkenküken in seinen Horst zurück zu setzen, aus dem es nach einem Sturm herausgefallen war, mache auch Einsätze mitten in der Nacht, wenn eine Kreatur in Not ist – und dies schon seit ich mich dem Tierschutz hingebe. Ich ziehe Tiere verschiedenster Arten eigenhändig auf und habe fast immer Erfolg damit. Aber weil dies meine Passion, und bei der AKT-Tierschutzstation alltäglich ist, machen wir kein Aufhebens darum. Ich hätte gar nicht die Zeit, wegen dieser „Kleinigkeiten“ jedes Mal eine E-Mail zu entwerfen, Fotos aus meiner Digitalkamera hochzuladen und rundzumailen nach dem Motto „seht mal, was für ein Held ich bin“. Auch die Tatsache, dass die AKT empfindlichste Tiere diverser Arten in ihrer modernen, vollständig ausgebauten und kostspieligen Tierschutzeinrichtung rettet, gesundpflegt, und oft über Jahrzehnte hegt und versorgt, ist für uns normal und eine Selbstverständlichkeit. Deswegen Aufhebens zu machen, wäre u. E. narzisstische Selbstbeweihräucherung und Verdummbeitelung unserer Freunde, Förderer, der Öffentlichkeit und der Kollegen.

Wenn jemand wissen will, was wir in all den Jahrzehnten geleistet und erreicht haben, so besuche er unserer neue Website oder lese, wenn er AKT-Förderer geworden ist, unseren PHOENIX-AKT-NEWS, die alle sechs Monate von uns herausgegeben werden.

Zu fast jedem Tier- und Mitweltschutzthema habe ich in all den Jahren 154 Texte und Stellungnahmen verfasst, die wichtigsten befinden sich auf unserer Website, Rubrik „Material“. Stets hatten wir den Mut zu weiterführenden, zukunftsweisenden Standpunkten und zur interdisziplinären Herangehensweise in globalem Maßstab. „Think big but mind the details!“

Wenn ich z. B. eine Tierschutzorganisation sehe, die Neuwagen fährt, anstatt Gebrauchtwagen, die durchgestylte Büroräume unterhält und ihr Personal mit „üppigen Gehältern“ bezahlt und immer weiter aufstockt, dann erkenne ich, dass es denen viel zu gut geht und die meine Spenden gar nicht nötig haben. Die AKT ist sich nie zu schade gewesen, mit günstigsten Mitteln – schon aus Gründen des Respekts vor den Ressourcen – Maximales für die Tiere herauszuholen. Wir sind uns nicht zu schade dazu, fast alles selbst zu bauen, mit Händlern und Handwerkern um Kosten bei erforderlichen Einkäufen und Baumaßnahmen um Preissenkungen zu feilschen, (z. B. unserer Auto ist ein 20 Jahre alter Geländewagen, den ich 2006 für Euro 4.000,- privat erstanden habe). Ich selbst bin der einzige Gehaltsempfänger bei der AKT und zugleich der schlechtest bezahlte Geschäftsführer Deutschlands, der gerade einmal Euro 840,– pro Monat „verdient“, weil die AKT auch nicht einsieht, für anfallende Lohnsteuern Spenden zu sammeln. Urlaub habe ich noch nie genommen, krank habe ich noch nie gefeiert und Urlaubsreisen mir noch nie gegönnt.

Alle anderen, die für die AKT tätig sind, tun dies ausschließlich ehrenamtlich – schon weil uns das Budget fehlt, diese zu bezahlen.

Woran erkennt man die Glaubwürdigkeit einer Tierschutzorganisation oder eines Tierschützers, wenn nicht an ihrem/seinem langjährigen Einsatz, ihren/seinen profunden Stellungnahmen, ihrer/seiner ganz konkreten Arbeit, Struktur und Linientreue, Ihrer/seiner Bereitschaft zur Bescheidenheit, zum Altruismus und zur Kontinuität. Sind „alles so schön bunt, putzig und gefühlsduselig“ heute noch die einzigen „Kriterien“, nach denen potenzielle Spender entscheiden, wem sie ihre Spenden anvertrauen? Für uns sind Spenden heilig; sie gehören nicht uns, sondern unseren Tieren und unserer Mission, für die ich diese treuhänderisch verwalte und einsetze und nahezu geizig damit umgehe, wenn ich sie ausgeben muss. Ich kann mir nicht vorstellen, dass es andere Tierschutzorganisation gibt, die so sparsam und nachhaltig für den gemeinnützigen Zweck zu wirtschaften versteht, wie die AKT!

Die AKT hat nicht zuletzt für ihre derzeit ca. 350 Tiere und die im Unterhalt kostspieligen Anlagen eine Langzeitverantwortung übernommen. Bis heute sind wir die erste und immer noch größte Tierschutzstation für Exoten, Wild- und Kleintiere in Deutschland – vor allem für Reptilien.
Dass Tiere putzig und sympathisch sein müssen, um geschützt zu werden, ist ein Umstand, der bis heute nicht nur in der Öffentlichkeit, sondern auch unter sogenannten Tierschützern und Tierrechtlern besteht – selbst jenen, die vorgeblich angetreten sind, den Speziesismus (die unterschiedliche/diskriminierende Wertzumessung gegenüber Arten) zu bekämpfen.

Ich weiß, dass ich mit diesen Zeilen nun Mitbewerber sicherlich „angesäuert“ habe, aber ich bin mir sicher, dass sie dazu geeignet sind, grundsätzlich über tierschützerische Handlungsmotivation und Spendenbereitschaft mal selbstkritisch nachzudenken und nicht zu vergessen, dass die AKT all die Jahre, – trotz ihrer bewussten Provokationen und oft unbeliebten, weil oft schmerzhaften Standpunkte – überlebt hat, obwohl sie so oft totgesagt und ihr Untergang prophezeit wurde.

Wir wollen keine Effekthascherei, Augenwischerei und subtile Methoden praktizieren. Wir wollen mündige und vernünftige Menschen, die ganz genau wissen, wem sie warum ihre Spende und Unterstützung zuwenden. Nur solchen Menschen, die leider inzwischen selten geworden sind, verdankt die AKT ihr Überleben, um mit ihrer Arbeit weitermachen zu können – gerade weil sie Ecken und Kanten hat, gerade weil sie mutig und konsequent ist, gerade weil sie keine Show abzieht, um zu gefallen, gerade weil sie jene schützt, die den anderen zumeist gleichgültig sind.

Liebe Freude und Förderer der AKT, liebe Tierschutzkollegen,

ich vertraue darauf, dass im AKT-Jubiläumsjahr 2014 Sie alle mithelfen werden, den hohen Fehlbetrag von 2012 auszugleichen und zu übersteigern.
Ich vertraue darauf, dass es noch genug Menschen da draußen gibt, die Qualität der Quantität und Effekthascherei vorziehen,
die das Ehrliche vom Scheinheiligen noch zu unterscheiden vermögen und
die die Potenziale sehen, die die AKT durch ihre Pionierarbeit auf so vielen Gebieten aufzeigt.

Ihnen/Euch allen von Herzen eine besinnliche Weihnachtszeit und ein zufriedenes, erfolgreiches und erkenntnisreiches Jahr 2014. Unsere Tiere bekommen jedenfalls keine Weihnachtsgeschenke, denn ihr Leben in unserer Obhut wird jeden Tag so gestaltet, als sei an 365 Tagen Weihnachten!

Damit dies so bleibt, brauchen wir SIE!

In diesem Sinne verbleibe ich 

Ihr

Peter H. Arras

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