Karlsruhe, den 10.06.1999
Betr.: Neuartiges Faltblatt gegen Pelz: “Was ist das Schöne an einem Pelz?“

Liebe Tierschützer und Tierrechtler,

wann haben wir je einmal der Öffentlichkeit klar gemacht, was das Schöne an einem Pelz ist?
Im Rahmen der von uns ins Leben gerufenen Aktion „Satire für Tiere“, zu der das in der Anlage zur Ansicht beigefügte Faltblatt der Auftakt ist, haben wir uns vorgenommen, völlig neue Strategien bei der Öffentlichkeitsarbeit zu entwickeln und umzusetzen.
Wir sind der Auffassung, daß es hierzu höchste Zeit ist, denn mit den alten abgedroschenen Phrasen und grausigen oder auch mitleidigen Bildern, die bisweilen schon Jahrzehnte alt sind, können wir die Öffentlichkeit nicht mehr, bzw. nicht im Sinne der Tiere und ihrer Emanzipation gegenüber der Menschheit erreichen.
Wir haben uns einmal die Frage gestellt, welche Emotionen und Werte wir denn eigentlich in der Gesellschaft wecken und provozieren wollen. Wir kamen zu dem Ergebnis, daß es nicht Mitleid, auch nicht Ekel oder Abscheu, nicht Trauer oder Wut sind. Diese Emotionen wurden ja schon unzählige Male mit Erfolg geschürt, doch zu Verhaltensänderungen kam es in der Regel nicht. Allzu schnell vergessen die Menschen wieder die Szenen von Tierquälerei, nicht zuletzt deshalb, weil sie auch durch das weltweite Tagesgeschehen und die Filme an Gewalttätigkeit, Blut und Elend gewöhnt sind und eine allgemeine Gleichgültigkeit entwickelt haben.
Auch kann es ja nicht unser Ziel sein, die Bedürfnisse und Rechte der Nichtmenschen ausschließlich auf der Grundlage von Mitleid und Gefühlsduselei zu vermitteln. Ausschließlich negativistische Öffentlichkeitsarbeit führt zwangsläufig zu Abneigung und Ignoranz gegenüber den Belangen, die wir für die Tiere zu vertreten haben.
Aus diesem Grunde ist es schon Tradition bei uns, auf Aussagen mit „nein“, „kein“, „stop“ etc. völlig zu verzichten und statt dessen zu sagen, was wir wollen anstatt zu sagen, was wir nicht wollen. Unter Berücksichtigung psychologischer, soziologischer und pädagogischer Gesetzmäßigkeiten beim Menschen gilt es, neue Maßstäbe zu setzen und vom Unbewährten Abstand zu nehmen.
Wie viele von Euch sicher wissen, befast sich die AKT mit einer neuen ökologischen und sozialen Mitweltethik. Im Zuge dessen ist uns klar geworden, daß andere, geistig veredelte Emotionen sowie Rechtsbewusstsein gegenüber Tieren und Mitwelt stimuliert werden müssen, wenn sich je etwas zum Besseren wenden soll auf dieser Welt. Anstatt dumpfes Mitleid sollte z.B. Respekt oder, wie Albert Schweitzer es nannte, Ehrfurcht gegenüber dem Anderen und Andersartigen entwickelt werden.
Stellt Euch vor, das Ergebnis der Emanzipation der Frau wäre es, daß jeder Mann lediglich Gefühle des Mitleids oder der Niedlichkeit empfinden würde, sobald er eine Frau sieht. Doch die Wenigsten in unserer Gesellschaft, die wir vielleicht für die Tiere gewinnen konnten, empfinden für Tiere wirklich wie für Personen.
Normalerweise befasst sich die AKT mit der Recherche neuer Tierschutzthemen, so daß es hierbei meist erforderlich ist, umfassende Ausarbeitungen zu erstellen z.B. über Wildtieren, Wechselwarmen, Wirbellosen, Tierpsyche, Kiemenatmer etc..
Doch es geht auch mit wenig Text, zumal das Thema Pelz zigfach abgehandelt wurde und deshalb jede weitere ethische oder tierfachliche Bewertung überflüssig ist.
Es geht auch ohne Blut und mitleidig schauende Tieraugen. Statt dessen wählten wir einen selbstbewusst auf uns blickenden Jungmarder in seinem Lebensraum, wo er schließlich hingehört. Model dieses Fotos ist übrigens unsere Steinmarderdame FÄH, die wir 1998 als fünf Tage alten Säugling in unsere Tierstation bekamen.
Es geht auch ohne Beschimpfungen und Kraftausdrücke. Statt dessen beißende Satire, die genau jene treffen wird, die gemeint sind. Die Fratze des „Monsters der Evolution“ wurde der vollkommenen Wildheit, Anmut und Eigenständigkeit des Jungmarders gegenüber gestellt. Gefühle der Ehrfurcht für das Tier und Beschämung für die „Hexe in der Pelzjacke“ sollen provoziert werden. Jene Betrachter, die nicht gemeint sein können, werden sich über das Faltblatt amüsieren und seinen Pep gut finden, so daß sie es weiterreichen werden.
Und schließlich der kurze Text auf der letzten Seite, der Position von einer überlegenen Warte aus bezieht, Antworten gibt, Fragen aufwirft und somit auch das Denken anregt.
Es geht dabei nicht mehr um die Frage: Tierschutz oder Tierausbeutung, sondern darum, wer rechtschaffen ist und wer nicht. Eine feste Grenze, die aber für jeden durchlässig ist und ihn einläd, seine Einstellung und sein Verhalten zu ändern, um die Seite zu wechseln.
Wichtig war uns auch, daß man dem Faltblatt nicht gleich ansieht, daß es von Tierschützern stammt. Insoweit eignet es sich z.B. auch, es auf Pelzmessen o.ä. zu verteilen und es alltäglich, z.B. in der U- Bahn an Pelzträger und ihre Begleiter auszuhändigen. Sie werden es dankbar annehmen und aufgeschlossen studieren, denn der Aha- Effekt wird eine Weile auf sich warten lassen- beim geringen IQ der Pelzträger ohnehin.

Dieses Faltblatt, ein Vierfarbendruck, kann also universell eingesetzt werden. An Infoständen, bei Aktionen und Demos, bei Verteilungsaktionen vor Pelzhäusern und auf Messen, zum Versenden oder zum privaten Verteilen an Kollegen, Verwandte, in der U-Bahn, auf der Straße, an die Nachbarn etc. Besonders zur kalten Jahreszeit sollte jeder von uns einige in der Jackentasche haben.
Ihr könnt Eure Gruppe oder Organisation auf der letzten Seite unten ins Feld „überreicht durch:“ stempeln oder hinein kopieren.