Im Jahr 2014 erwarben wir ein wunderschön verwilderten Garten in unmittelbarer Nähe unserer Hauptsation. Dass noch im selben Jahr der erste Wildschweinfrischling seinen Weg zu uns findet, war uns zu diesem Zeitpunkt noch nicht bewusst.
Glücklicherweise nahm sich Anka, unsere Labradorhündin (die leider noch im selben Jahr verstarb), der kleinen „Nora“ an, sodass der für junge Schweine esentielle, permanente Kontakt zur Gruppe gewährleistet werden konnte, ohne dass wir Nora mit ins Bett nehmen mussten.

Schon bald wurde Nora groß genug für die dauerhafte Freilufthaltung und zu ungestüm für die Wohnung, sodass wir ihr eine Anlage im Hof bauten – dort lebte sie mit und direkt neben den Hunden. Bald schon konstruierten wir ihr Gehege um, sodass es, wie auch die Hochveranda, von den Katzen und Füchsen durch ein Fenster im Erdgeschoss nutzbar wurde.

Als Nora jedoch immer selbstständiger wurde, mussten wir die gemeinsamen Ausflüge mit ihr und den Hunden auf das kürzlich erworbene, 1800m² große Gartengelände beschränken, da sie sich nicht mehr verlässlich in unmittelbarer Nähe ihrer „Rotte“ aufhielt.

Bald darauf beschlossen wir, im Gartengelände ein massives Gehege zu bauen, wo sie dauerhaft, artgemäß und verhaltensgerecht leben kann. Doch sind Schweine ausgesprochene Gruppentiere, die ohne einander nicht sein können. Da zu diesem Zeitpunkt im Tierschutz kein junges Wildschwein ein neues Zuhause benötigte, planten wir mit der Fertigstellung der neuen Anlage das „Minipig“ Smi zu übernehmen. Smi benötigte ein neues Heim, da sich seine Besitzer getrennt haben und die notwendigen Gegebenheiten nicht mehr erfüllen konnten.

Da wir in weiter Umgebung die einzige Tierschutzeinrichtung sind, die sich noch um Wildschweine kümmert, folgten im Jahr 2015 vier weitere Wildschweinjunge: Blondie, Eve und einige Zeit später Lina und Attila.
Blondie war seit geraumer Zeit mit ihrem Bruder, der leider verstarb, alleine auf einem Bauerwartungsgelände unterwegs und entsprechend unterernährt, während Eve aufgrund starken Durchfalls bei uns eingeliefert wurde. Nach über zwei Wochen Therapie gelang es uns schließlich, ihre Verdauung zu regulieren, doch die Zwangsverabreichung von Nahrung und therapeutischen Mitteln trug sie uns noch lange nach. Die beiden freundeten sich sofort an und wuchsen wie Geschwister auf. Sobald wie möglich vergesellschafteten wir die beiden Neulinge mit Nora und Smi, was reibungslos verlief – von ein paar kleineren Klarstellungen der Rangordnung abgesehen. Ein wichtiger Aspekt dieser Zusammenführung stellt der Trennzaun in der Mitte des Geheges dar – durch ihn können sich die Wildschweine erst einmal kennenlernen, ohne eine körperliche Auseinandersetzung fürchten zu müssen. Haben sie sich aneinander gwöhnt, kann das Tor geöffnet werden, ohne dass die „Neuankömmlinge“ unter Druck geraten.

Lina wurde uns von einer Tierfreundin gebracht, die sie bei einem Bauern im Kaninchenkäfig entdeckte. Der Bauer fand das verwaiste Schweinekind bei Mäharbeiten und ernährte es die ersten Tage mit Kuhmilch. Dass dieses Konzept keine Lösung ist, musste auch er einsehen und gab das gerade einmal 25 cm lange Tier ab, sodass es zu uns gebracht werden konnte. Bei uns bekam es schon bald Gesellschaft durch Attila, ein junges Keilerchen, dass von dem Luftzug eines Lieferwagens erfasst und geschleudert wurde. Er erlitt eine Gehirnerschütterung und war für viele Tage völlig weggetreten, einzig zum Trinken seiner Milch stand er auf. Attila erholte sich körperlich – das Vertrauen zu uns Menschen konnte er jedoch nie so aufbauen wie seine von kleinauf bei uns lebenden Artgenossen. Den Hunden, insbesondere unserer Nelly, schloss er sich unverzüglich an.